Neben Alzheimer ist Parkinson die zweite Schreckenskrankheit, die das Gehirn von vor allem älteren Menschen betrifft. Auch Parkinson ist heute nicht heilbar. Allein in Deutschland sind knapp eine halbe Million Menschen daran erkrankt. Jetzt gibt es laut einer Untersuchung eine neue Hoffnung für die Behandlung. Wieder einmal ist ein Medikament beteiligt, das eigentlich für Diabetes-Kranke eingesetzt wird – wie bei der Abnehmspritze.
BILD erklärt die neue Studie.
Es ist ausgerechnet ein Wirkstoff zur Diabetes-Behandlung, das auch bei Parkinson helfen könnte. Laut einer jetzt im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten klinischen Studie verlangsamt die Substanz Lixisenatid das Fortschreiten der Symptome in einem geringen, aber statistisch signifikanten Umfang.
▶︎ Prof. Joseph Claßen, Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) sowie Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig: „Die Ergebnisse sind sehr interessant. Wenn sich Parkinson mit dieser Klasse von Medikamenten bremsen ließe, wäre das ein Riesenerfolg. Allerdings müssen erst noch Langzeitstudien durchgeführt werden, auch mit besser verträglichen, verwandten Wirkstoffen, um die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit an mehr Patienten nachzuweisen.“
Zwar mache die Parkinson-Forschung große Fortschritte, aber bisher lasse sich die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach nur symptomatisch behandeln.
Die aktuelle Studie ist die erste klinische Studie, die Anzeichen für eine Wirksamkeit liefert. Untersucht wurden 156 Personen mit leichten bis mittelschweren Parkinson-Symptomen, die alle bereits das Standard-Parkinson-Medikament Levodopa oder andere Arzneimittel einnahmen. Die eine Hälfte von ihnen erhielt ein Jahr lang den Wirkstoff Lixisenatid, die andere ein Placebo.
Das Ergebnis
Nach zwölf Monaten zeigten die Teilnehmenden der Placebo-Kontrollgruppe wie erwartet eine Verschlechterung ihrer Symptome. Auf einer Skala zur Bewertung des Schweregrads der Parkinson-Krankheit war ihr Wert um drei Punkte gestiegen. Bei denjenigen, die das Medikament einnahmen, änderte sich die Punktzahl auf dieser Skala nicht.
Zudem führte die Behandlung zu Nebenwirkungen: Übelkeit trat bei fast der Hälfte und Erbrechen bei 13 % der Personen auf, die das Diabetes-Medikament einnahmen. Neuere Medikamente derselben Substanzklasse könnten weniger und mildere Nebenwirkungen haben oder in niedrigeren Dosen wirken.
Noch sei unklar, wie sich der positive Effekt des Diabetes-Medikaments bei Parkinson erklären lässt. Der zur Behandlung von Typ-2-Diabetiker zugelassene Wirkstoff Lixisenatid aktiviert eine Signalkaskade, die eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung physiologischer Blutzuckerwerte spielt.
Der Wirkstoff gehört zu einer großen Familie ähnlicher Wirkstoffe, die in jüngster Zeit als „Abnehmspritze“ (Semaglutid) auch zur Behandlung der Adipositas eingesetzt werden.
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