Blitzlichtgewitter vor dem Frankfurter Landgericht!
Im Sommermärchen-Prozess gegen die ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach (73) und Theo Zwanziger (78) sowie Ex-Generalsekretär Horst R. Schmidt (82) sagte am Montag in Uli Hoeneß (72) der erste prominente Zeuge aus. Hintergrund sind Aussagen des Bayern-Ehrenpräsidenten 2020 und 2021 in der TV-Talkrunde „Doppelpass“ sowie im Podcast 11 Leben, wonach er sicher wisse, dass die Zahlungen der 6,7 Millionen Euro in den Jahren 2002 und 2005 nicht für den Stimmenkauf vor der WM-Vergabe 2006 genutzt wurden.
Hoeneß wiederholte vor Gericht am Montag, dass das Geld nicht zum Stimmenkauf für die WM 2006 genutzt wurde. „Der Vorwurf des Stimmenkaufs ist falsch und bis heute nicht ansatzweise belegt worden. Ich bin mir deshalb sicher, weil ich dieses Gespräch mit Robert Louis-Dreyfus en passant hatte, wo wir nach 2005 ein paar Minuten über das Thema gesprochen hatten. Und wenn Dreyfus sagt, er wurde gebeten, einen Kredit zu geben, hätte er das nie gemacht, wenn er gewusst hätte, das damit Stimmen gekauft werden sollen. Es ist völlig absurd, dass Robert Schwan mit Robert Louis-Dreyfus darüber verhandelt hat, das Geld zum Stimmenkauf zu nutzen.“
Hintergrund der Ladung des Bayern-Ehrenpräsidenten:[–> Hoeneß sollte vor Gericht darlegen, was mit den 6,7 Millionen Euro passiert ist, die sich der im Januar verstorbene Franz Beckenbauer 2002 vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus (verstorben 2009) geliehen hatte und die dann auf einem Konto des wegen Korruption lebenslang gesperrten Skandal-Funktionärs Mohamed Bin Hammam (74) in Katar gelandet waren. 2005 zahlte der DFB das Darlehen über die Fifa an Louis-Dreyfus zurück.
Hoeneß erklärte damals im „Doppelpass“: [–>„Ich weiß sehr sicher, dass das Geld nicht zum Stimmenkauf verwendet wurde. Ich bin bis zu seinem Tod sehr eng mit Robert Louis-Dreyfus befreundet gewesen, und ich weiß ziemlich genau, was damals los war. Und es war keine Bestechlichkeit.“ Richterin Eva-Marie Distler hatte genau wegen dieser Aussagen Hoeneß als Zeugen geladen, sagte: „Wenn man sich so prominent einlässt, muss man das vielleicht auch vor Gericht erläutern.“ Hoeneß blieb bei seiner Darstellung.
Hoeneß sagte am Montag im zweiten Teil des Prozesstages aus. Zuvor wurden insgesamt drei Verhöre des im Januar gestorbenen Franz Beckenbauer in Frankfurt sowie der Schweiz verlesen. In den Vernehmungen unterstrich Beckenbauer, dass die 6,7 Millionen Euro eine Provision an die Finanzkommission der Fifa für die Zahlung des 250-Millionen-Euro-Vorschusses für die WM 2006 waren.
Überraschend: Beckenbauer hatte in einer Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Jahr 2016 bestritten, jemals ein Privatdarlehen in Höhe von 6,7 Millionen Euro von Louis-Dreyfus erhalten zu haben. „Ich habe keinen Schuldschein unterschrieben“, sagte Beckenbauer damals laut dem Vernehmungsprotokoll, das am Montag zu Beginn des vierten Verhandlungstages beim Sommermärchen-Prozess vor dem Landgericht Frankfurt am Main verlesen wurde.
Klar ist:[–> In dem Prozess sind Zwanziger, Niersbach und Schmidt der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall angeklagt. Dabei geht es um Hinterziehung von Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag, Gewerbesteuer und Umsatzsteuer für das Jahr 2006 in Höhe von über 13,7 Millionen Euro zugunsten des DFB. Niersbach, Zwanziger und Schmidt wehren sich vehement gegen die Vorwürfe.
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