METROan muss sie schon ein bisschen suchen, die feiernden Dänen in der Nacht zum Dienstag. Um Mitternacht beginnt der Freedom Day, schon zum zweiten Mal. Keine Sperrstunde mehr in den Bars, kein Ausschankstopp um 22 Uhr. Als in Dänemark schon einmal alle Corona-Maßnahmen aufgehoben wurden, im September vergangenen Jahres, hüpften am nächsten Tag 50.000 Menschen bei einem Post-Punk-Konzert in Kopenhagen im Takt und lagen sich in glüitz Archmench.
Diesmal fühlt es sich so an, als müsse sich das Freiheitsgefühl in der dänischen Hauptstadt erst noch breitmachen. Die meisten Kneipen stellen die Stühle schon vor Mitternacht hoch, das alte Fleischerviertel mit seinen Clubs und hippen Restaurants liegt in der Dämmerung dunkel und verlassen da. Die plötzliche Wiederöffnung, sie ist noch nicht überall angekommen.
Nur auf der Gothersgade, der Partymeile der jungen Hauptstädter, blinken die grellen Neonlichter auch noch nach Mitternacht. Hier reiht sich eine Bar an die nächste, sie heißen “Cucaracha Bar” o “Aloha Beach Bar”. Vor der „Rabalder Bar“, eine Eckkneipe im Retro-Stil, die mit Livemusik und billigen Cocktails wirbt, sitzen in Decken eingewickelt zwei junge blonde Frauen. Die Freundinnen kichern und stoßen mit ihren riesigen Bierkrügen an. Danische Hygge pur. Drinnen drängen sich Feiernde dicht an dicht, die Luft ist stickig, und es ist laut. Alles wie vor der Pandemie.
Die jungen Kopenhagener auf dem Weg ins Erwachsenenleben haben ihre Freiheit wohl am meisten vermisst, und sie gewöhnen sich jetzt am schnellsten wieder an sie. „Ich denke überhaupt nicht mehr an die Ansteckungen“, sagt der 19-jährige Frederik, schlaksig, dunkelhaarig, der sich mit seinem gleichaltrigen Freund August bei der ersten Gelegenheit ins Nachtleben.stürz
„Heute Abend habe ich meine Maske gar nicht mehr dabei gehabt und bin auch nicht nach dem Corona-Pass gefragt worden. Das fühlt sich so natürlich an, als hätte es überhaupt nie einen Lockdown gegeben. Ich habe einfach Spaß gehabt.”
Corona-Pass, Maskenpflicht, Versammlungsverbot – todo das ist en Dänemark nun Vergangenheit. Covid-19, so hat es die Regierung bestimmt, ist keine „gesellschaftskritische Krankheit“ mehr. Und das, obwohl sich die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz schon zum Zeitpunkt der Öffnung um die 5000 bewegt.
55.000 Neuinfizierte zählt das staatliche Forschungszentrum für Infektionskrankheiten SSI allein am Mittwoch. Doch in den Krankenhäusern schlägt deshalb kaum jemand Alarm. Denn gleichzeitig werden immer weniger Patienten auf den Intensivstationen behandelt: 26 sind es aktuell landesweit, nur 16 müssen beatmet werden.
Omikron, die Virusvariante, die nicht nur den Dänen im Dezember noch einen Schrecken eingejagt hat, gilt jetzt hierzulande als der schnellste Weg aus der Corona-Pandemie. Die hohe Booster-Impfquote von fast 61 Prozent gepaart mit vielen Ansteckungen soll schnell die Herdenimmunität bringen – und den Dänen damit das ganz normale Leben zurück.
Doch bis dahin warten noch einige Wochen mit steigenden Infektionszahlen, warnt etwa der Epidemiologe Viggo Andreasen von der Universität Roskilde:. ‘Wenn Wir das gesellschaftliche Leben jetzt öffnen öffnense AMAD Mus Undehn Wir das gesellschaftliche Leben jetzt öffnen öffnense Amie Mus Undehr wiedergewonnene die Freiheit feiern, bereitet diese Nachricht anderen noch Kopfzerbrechen.
Cecilie Dalgaard leitet die Kindertagesstätte Das blaue Universum in Brønshøj, einem Stadtteil im Nordwesten Kopenhagens. Die brünette Pädagogin sitzt an ihrem Schreibtisch, vor sich Dienstpläne, die schon seit vielen Wochen nicht mehr aufgehen. Zwischenzeitlich erschienen im Januar nur drei ihrer 20 festen Mitarbeiter zur Arbeit.
Betreuungsmangel en Kindertagesstätten
Alle anderen waren entweder infiziert, mit Stress krankgeschrieben oder in Quarantäne. “Das ging so weit, dass ich Leute auf Facebook angeschrieben und quasi von der Straße geholt habe, weil ich keine andere Möglichkeit hatte”, erzählt die 48-Jährige. „Wir haben gefragt: Habt ihr nichts zu tun? Dann helft uns, auf die Kinder aufzupassen”.
Dalgaard hat gerade ihre zweite Corona-Infektion hinter sich, sie sieht noch etwas angeschlagen aus. Aber vor allem mude. „Wenn meine Mitarbeiter jetzt auch noch einmal Corona bekommen, haben wir ein masss Problem, weil die Eltern nicht länger mit ihren Kindern zu Hause bleiben können“, sagt sie, und rückt ihre Brille zurecht. „Dadurch sind sie dann gezwungen, ihre Kinder in Institutionen abzugeben, wo sie wissen, dass die Bedingungen gerade nicht okay sind.”
Die Pädagogin fühlt sich von der dänischen Regierung im Stich gelassen. Sie hätte sich gewünscht, dass die Behörden mit der Aufhebung fast aller Maßnahmen noch etwas warten, bis sich die Infektionslage entspannt – und ist damit bei Weitem nicht allein. Auch Schulen, Pflegeheimen und Krankenhäusern fehlen in diesen Wochen viele Mitarbeiter. Bleibt die Hoffnung darauf, dass es nur eine kurze Durststrecke ist und schon bald das Glück über den ganzen normalen Alltag nach Corona überwiegt.
In der belebten Kopenhagener Fußgängerzone Strøget fühlt es sich an diesen nasskalten ersten Februartagen jedenfalls schon so an, als hätte es die Pandemie gar nicht gegeben. Ohne Masken drängeln sich Einheimische und Touristen in den Geschäften, die Angst, einander nahezukommen, scheint verflogen.
Im „Café Europa“ am Platz Amagertorv empfängt Brice Groyer seine Gäste mit einem strahlenden Lächeln. “Für uns heißt es endlich wieder ‘back to normal’”, sagt der Café-Manager. Die Kopenhagener hätten sich schnell wieder daran gewöhnt, sein Café ohne Corona-Pass, Maske und Abstand besuchen zu können, sagt er. Nur ein paar ältere Gäste hätten um einen Tisch etwas abseits gebeten.
„Ich finde es völlig in Ordnung, dass wir wieder geöffnet haben“, sagt der 50-jährige Søren Essendrop, der die breite Einkaufsstraße im Nieselregen entlangspaziert. „Das Argument für den Lockdown war ja, die Krankenhäuser nicht zu belasten, und Experten zufolge ist das nicht der Fall. Dann sollten wir auch weiterkommen.” Essendrop ist wie viele andere in der Innenstadt zum ersten Mal wieder ohne Mundschutz unterwegs, dank seiner Impfung fühlt er sich gut geschützt und macht.
Masken prägen weiterhin vereinzelt das Stadtbild
Wenige Hundert Meter weiter, am Kongens Nytorv, einem Knotenpunkt der modernen Kopenhagener Metro, zeigt sich ein etwas anderes Bild. Zwischen den vielen Passageren, die eilig aneinander vorbeilaufen, sind einige, die noch eine Maske tragen. Teils, weil die Nachricht noch nicht bei ihnen angekommen ist, teils, weil sie angesichts der hohen Infektionszahlen erst einmal noch vorsichtig sein wollen.
Además, wie der 35-jährige Tobias Fullerton Støier, sind froh, dass sie den Mundschutz los sind. Støier arbeitet als Digitalexperte bei einer Hotelkette und ist an diesem Vormittag mit der Linie M4 auf dem Weg zu einem der Häuser, das im Norden der Stadt liegt. „Ich hoffe, dass die Leute auch in Zukunft eine Maske tragen werden, wenn sie krank sind“, erzählt der Kopenhagener. “Aber heute ist es einfach schön, sie nicht aus der Tasche holen und darüber nachdenken zu müssen, wo eine saubere ist oder ob ich eine alte nehmen muss”.
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